Europäische Tag der Megalithkultur: „Outdoor School“ im Grünen Klassenzimmer in Beckum-Dalmer
Am letzten Sonntag im April fand erstmals in Westfalen ein Aktionstag im Rahmen eines europaweiten Zusammenschlusses zur Präsentation der jungsteinzeitlichen Megalithkulturen statt. Die Altertumskommission für Westfalen als Mitglied des ausrichtenden Vereins Megalithic Routes e.V. hatte als Startschuss für ihre Aktivitäten das Großsteingrab von Beckum-Dalmer zum Standort des Aktionstages gewählt.
Das diesjährige Motto der „Outdoor School“, also der „Schule im Freien“ wurde am Großsteingrab von Beckum-Dalmer mit seinem „Grünen Klassenzimmer“, das seit der Regionale 2004 besteht, wieder neu belebt. Zwischen 13 und 17 Uhr hatte die „Outdoor School“ ihre Pforten über 120 interessierten Besuchern geöffnet: Kinder hatten viel Spaß daran, Steinzeit-Idole aus Ton unter fachkundiger Anleitung von Archäologin C. Siemann selber zu kneten, stolz nahmen sie ihre Figürchen mit nach Hause (Abb. 1). Die vom Heimat- und Geschichtsverein Beckum e.V. initiierte Mitmach- und Aufräumaktion ließ das Grab wieder für alle richtig sichtbar werden: mit vereinten Kräften wurde Laub gerecht, alte Äste aus Bäumen rund um das Grab entfernt und sogar morsche Baumstämme, die früher als Sitzgelegenheiten für die Schüler des Grünen Klassenzimmers gedient hatten, beiseite geschafft.
Die Archäologen der Altertumskommission für Westfalen berichteten über aktuellere Forschungen zum Grab von Beckum-Dalmer und seiner Umgebung, z.B. über geophysikalische Prospektionen aus dem Jahr 2011. Mehr als 60 Teilnehmer hörten zwei 10 bis 15-minütige Führungen (Abb. 2). Großes Interesse fand die Arbeit der Altertumskommission für Westfalen. Auch Informationen zu bereits eingerichtete Abschnitten der Europäischen Straße der Megalithkultur, darunter besonders die benachbarte “Straße der Megalithkultur” in Niedersachsen, waren heiß begehrt (Abb. 3).
Sehr positiv angenommen wurde das um 15.30 Uhr vom Beckumer Bürgermeister K.-U. Strothmann eröffnete „World Café“, das von W. Bauhus von der Arbeitsstelle für Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster betreut wurde. In gemütlicher Atmosphäre trafen sich bei Kaffee und Kuchen etwa 20 Teilnehmer im eigens dafür aufgebauten Expeditionszelt (Abb. 3). Mit drei Fragen wurde versucht, die Menschen in ein konstruktives Gespräch miteinander zu bringen: 1. Wir sind heute hier, weil …; 2. Wir würden diesen Ort besuchen, weil/wenn …; 3. Wir würden diesen Ort nie besuchen, weil/wenn … Es ging darum, möglichst alle zu Wort kommen zu lassen, gemeinsame Ziele und Strategien zu finden und dadurch Engagement und Bereitschaft zur Mitwirkung an Veränderungen zu wecken. Im Verlauf wurden die Fragen in aufeinander folgenden Gesprächsrunden von etwa 10 Minuten Dauer an drei Tischen diskutiert. Die Anregungen wurden auf dafür auf den Tischen ausgelegtem Papier direkt von den Teilnehmern aufgeschrieben. Zwischen den Gesprächsrunden mischten sich die Gruppen neu. Die Gastgeber W. Bauhus, V. Brieske und K. Schierhold blieben die ganze Zeit über an einem Tisch: Sie begrüßten neue Gäste, resümierten kurz das vorhergehende Gespräch und brachten den Diskurs erneut in Gang (Abb. 4).
Das World-Café schloss mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse: So stellte sich heraus, dass viele aus Interesse an ihrem Heimatort und dessen Geschichte gekommen waren, und um sich über Neuigkeiten zusätzlich zu ihrem zum Teil von den Eltern oder von aus der Schule erworbenem Wissen zu informieren. Als sehr wichtig empfanden alle, dass das Grab besser ausgeschildert werden müsste und dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Grab und zu seinem Platz in der Geschichte besser verbreitet werden sollten. So waren alle Teilnehmer dafür, die Anlage wieder mehr in das kulturelle Gedächtnis zu holen: vor allem Schulklassen sollten den Ort wieder regelmäßig besuchen. Aber auch die Integration in bestehende Radrouten oder Kulturrouten wurde vorgeschlagen, sowie verschiedene Formen von Veranstaltungen am Grab. Lange gesucht werden musste nach Gründen, warum man nicht zum Grab kommen möchte. Hieraus entstand schließlich die Befürchtung, dass zu große Bekanntheit dem Platz schaden könnte: Der idyllische einsam gelegene Platz würde seiner friedlichen Atmosphäre beraubt, wenn z.B. die Zuwegung asphaltiert, ein Parkplatz angelegt und eine Schutzhütte aufgestellt würden. Damit einher ginge aller Voraussicht nach auch eine „Vermüllung“ des Platzes. Weiterhin grenzt ein Naturschutzgebiet unmittelbar an das Gelände an, so dass bei einer stärkeren Frequentierung auch die Natur zu leiden hätte. Vorgeschlagen wurde eine ehrenamtliche Betreuung des Grabes. Dabei wurde aber auch klargestellt, dass eine entsprechende Person schwer zu finden ist. Abschließend betrachtet war das World Café in Beckum eine „runde Sache“: es brachte viele Menschen unterschiedlichen Alters mit vielfältigen Meinungen zusammen. Neben Mitgliedern des Geschichts- und Heimatvereins Beckum, seinem Leiter St. Wittenbrink, und der stellvertretenden Kreisheimatpflegerin M. Hagedorn war auch die lokale Politik mit dem Bürgermeister K.-U. Strothmann und einem seiner Stellvertreter, R. Grothues, vertreten. Weiterhin waren Anwohner an der Diskussion beteiligt, aber auch Schulkinder, die ihre Ideen und Gedanken ebenfalls einbrachten. Auf dieser Grundlage können für die Zukunft neue Wege für die „Wiedererweckung“ des Beckumer Grabs aus dem „Dornröschenschlaf“ (Abb. 6) beschritten werden.
Der erste Europäische Tag der Megalithkultur in Westfalen war ein großer Erfolg. Wir freuen uns schon sehr auf das nächste Jahr mit einem neuen faszinierenden Motto, und laden jeden herzlich zur Teilnahme ein, der Neues von den Ahnen erfahren möchte!