Aufstellung neuer Informationsschilder an Großsteingräbern in der Altmark
Die Großsteingräber der Altmark sind die ältesten und gleichzeitig sichtbarsten
Zeugnisse der ersten Ackerbauern im Norden des heutigen Sachsen-Anhalts. Um dieses höchst wertvolle Kulturerbe für Besucher und Besucherinnen sowie dieEinwohner und Einwohnerinnen der Region noch attraktiver zu präsentieren,
wurden vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) und dem Altmarkkreis Salzwedel neue Informationstafeln für fünf Großsteingräber erarbeitet. Das Projekt wurde mit Unterstützung des Fördervereins des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) e. V. umgesetzt. Die Aufstellung der Schilder an den jeweiligen Anlagen übernahm der Verein Junge Archäologen der Altmark e. V.
Die altmärkischen Großsteingräber reihen sich ein in das Norddeutschland und Südskandinavien prägende Phänomen der jungsteinzeitlichen Megalithanlagen (von griechisch mégas = groß und líthos = Stein). In der Altmark wurden die ersten der im
Volksmund auch Hünengräber genannten Bauten etwa ab der Mitte des 4 vorchristlichen Jahrtausends durch die sogenannten Trichterbechergemeinschaften
errichtet. Bei diesen handelte es sich um die ersten Ackerbauern und Viehzüchter, die ab etwa 3700 vor Christus, vermutlich von Norden und Südwesten kommend, den nördlichen Raum des heutigen Sachsen-Anhalts besiedelten. Die letzten Großsteingräber entstanden etwa um 3100 vor Christus. Vor allem ab dem späten Jahrhundert wurden zahlreiche Megalithgräber zur Gewinnung von Stein als Baumaterial für Straßen und Gebäude abgetragen und zerkleinert. Von den ehemals über 200 Anlagen der Altmark haben sich daher nur noch etwa 40 im Altmarkkreis Salzwedel und acht im Landkreis Stendal erhalten. Nach der Einrichtung des archäologisch-historischen Wanderwegs in Lüdelsen im Jahr 2011 wurden in diesem Jahr fünf weitere Grabanlagen mit Informationstafeln versehen. Hierfür wurden die Gräber von Stöckheim, Drebenstedt, Diesdorf, Bornsen und Molmke ausgewählt, die als die schönsten Anlagen ihrer Art in der Altmark gelten.
Die neu beschilderten Megalithgräber
Das Grab von Stöckheim besitzt den größten Deckstein der ganzen Altmark: Seine Länge bemisst sich auf 4,5 Meter. Dieser in Längsrichtung aufliegende, circa 22 Tonnen schwere Koloss ist aus grobkörnigem Granit gearbeitet und diente laut Stöckheimer Sage dem biblischen Riesen Goliath als Grabplatte.
Die schiere Größe der Drebenstedter Anlage mit circa 43,8 Metern Länge beeindruckte bereits 1843 den Prähistoriker und Heimatforscher Johann Friedrich Danneil (1783 bis 1868). Auch der Erhaltungszustand dieser Anlage kann als sehr gut beschrieben werden, da sich sowohl Wand- als auch Umfassungssteine beinahe vollständig und in ihrer ursprünglichen Position erhalten haben. Lediglich einer der Decksteine ist zerbrochen.
Das Megalithgrab von Diesdorf (Fundplatz 1) gehört zu einer Gruppe von einst zehn Großsteingräbern dieser Gemarkung, die 1843 erstmals durch Johann Friedrich Danneil beziehungsweise Anfang der 1890er Jahre durch Eduard Krause und Otto Schoetensack systematisch aufgenommen wurden. Heute sind von den Anlagen nur noch drei erhalten. In der Nähe des Grabes Diesdorf (Fundplatz 1) wurden im Jahrhundert mehrere Fundstücke freigelegt. Zwei Feuersteinbeile sowie eine Axt befinden sich heute im Johann-Friedrich-Danneil-Museum in Salzwedel.
Zur Grabgruppe von Diesdorf gehört ebenfalls der Molmker Dolmen mit sieben Wandsteinpaaren und einer trapezförmigen Umfassung. Bei dieser Anlage handelt es sich um das einzige von einst 12 Megalithgräbern der Gemarkung, das bis in die Gegenwart erhalten blieb. Das Grab umfasst heute noch die ursprünglichen sechs
Deck- und 18 Tragsteine.
In Höhe des Ortsausgangs Bornsen in Richtung Wülmersen liegt der Fundplatz
Bornsen 2. Die Grabanlage besitzt eine gut erhaltene Steinkammer und vollständig aufrecht stehende Wandsteine, nur zwei der Decksteine sind eingesunken.
Landesweite Bedeutung der Großsteingräber der Altmark
Ausgrabungen der letzten Jahre in Lüdelsen an zwei Großsteingräbern zeigten die umfängliche Bau- und Umbaugeschichte der Anlagen, die sich über mindestens 1300 Jahre zwischen 3700 und 2400 vor Christus erstreckte. Archäologische, botanische und bodenkundliche Untersuchungen im Umfeld konnten zudem nachweisen, dass das Umfeld der Grabanlagen kurz nach deren Errichtung wieder bewaldet war; für den Ackerbau wurden lediglich einzelne Rodungsinseln geschaffen. Zudem waren sie zu ihrer Zeit sicherlich identitätsstiftende Landmarken der trichterbecherzeitlichen
Gemeinschaften.
Für die Menschen der vergangenen Jahrhunderte waren Megalithgräber Fixpunkte in der Landschaft und spielten im Volksglauben, in Sagen und Märchen eine bedeutende Rolle. Die Großsteingräber der Altmark gehören aufgrund ihrer Vielzahl und Größe zu den beeindruckendsten obertägigen Bodendenkmalen, die das Land Sachsen-Anhalt zu bieten hat. Ihre Einbindung in die Europäische Straße der Megalithkultur ›Megalithic Routes‹ https://megalithicroutes.eu) unterstreicht ihre Bedeutung als herausragendes Kulturerbe umso mehr.
Die Initiative ›Megalithic Routes‹ hat es sich zum Ziel gesetzt, das Interesse der
Öffentlichkeit an den beeindruckenden Megalithanlagen aufzugreifen, zu bündeln und weiter zu verstärken. Dies erfolgt durch die Erschließung, aber auch die europaweite, Grenzen überschreitende Vernetzung der Regionen und Stätten der europäischen Megalithik, die über Skandinavien und Norddeutschland hinaus über die Britischen Inseln, die Niederlande und die Bretagne bis hin nach Spanien und Portugal reicht. Auch die neu erschlossenen Großsteingräber der Altmark können nun als Teil der Europäischen Kulturstraße ›Megalithic Routes‹ erkundet werden.
Ermöglicht wurde dies durch die Unterstützung des Fördervereins des
Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) e. V. Die Informationstafeln wurden durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt und den Altmarkkreis Salzwedel erarbeitet, ihre Aufstellung erfolgte durch den Verein Junge Archäologen der Altmark e. V.