Europäischer Tag der Megalithkultur 2019

„Tag der Megalithik“ in Lengerich-Wechte

Am 28. April lädt die Altertumskommission für Westfalen bereits zum fünften Mal zum europäischen „Tag der Megalithik“ ein. Im Mittelpunkt dieses Aktionstages, initiiert durch den Verein „Megalithic Routes e.V.“, stehen Großsteingräber, die vor rund 5000 Jahren von jungsteinzeitlichen Menschen errichtet wurden.

Zwischen 10 und 17 Uhr heißt die Altertumskommission für Westfalen zusammen mit ihren Partnern alle Besucher am Großsteingrab in Lengerich-Wechte (An der Papiermühle 12) herzlich willkommen. Es gibt zahlreiche Aktionen, bei denen die Besucher selbst aktiv werden und sich über das Großsteingrab und die Jungsteinzeit informieren lassen können. Bei Archäologin Dr. Claudia Siemann ist es möglich Keramikgefäße nach jungsteinzeitlichem Vorbild zu töpfern und gleichzeitig Spannendes über deren Verwendung und Herstellung zu erfahren. Die Altertumskommission bietet die Gelegenheit nach Vorbildern, die im Lengericher Großsteingrab gefunden wurden, eigenen Schmuck herzustellen. Es warten aber auch noch weitere Programmpunkte auf die Besucher: Um 14 Uhr öffnet das World Café, betreut von der Arbeitsstelle für Forschungstransfer (AFO) unter Leitung von Dr. Wilhelm Bauhus von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Die lockere Diskussionsrunde mit Kaffee und Kuchen lädt zum Diskurs rund um das Großsteingrab ein.

Neben den Mitmach-Aktionen stehen die Archäologen der Altertumskommission und der LWL-Archäologie für Westfalen Rede und Antwort zu Fragen rund um die Zeit vor über 5000 Jahren und wie es möglich ist, heute so vieles über diesen lange vergangenen Teil der Menschheitsgeschichte direkt vor unserer Haustür herauszufinden. Dr. Kerstin Schierhold und Dr. Bernhard Stapel haben einiges Neues zu dem Megalithgrab zusammengetragen und geben in Führungen um 10.30 Uhr, 13.30 Uhr und 16 Uhr ausführlich Auskunft. Unterstützung bekommen sie dabei von Dr. Tobias Fischer von TERRA.vita, der Wissenswertes über die geologische Herkunft der großen Steine zu berichten hat. Zum ersten Mal wird es in diesem Jahr auch Führungen für die kleinen Besucher geben. Archäologin Catrin Becker von der Altertumskommission wird gemeinsam mit den Kindern um 11 Uhr und 14 Uhr das Großsteingrab erkunden und herausfinden, wie die Menschen, die hier bestattet wurden, damals lebten. An ihrem Infostand präsentiert die Altertumskommission einen Film mit einer 3D-Aufnahme des Großsteingrabes. Hieran kann Experte Leo Klinke zeigen, wie modernste Technik in der Archäologie ihre Anwendung findet und Grundlage für weitere Forschungen sein kann.

Der Eintritt für die gesamte Veranstaltung ist frei!

Megalithen in Schleswig-Holstein einmal näher betrachtet

Am 28. April 2019 findet bereits zum siebten Mal der europäische Tag der Megalithik statt.

Was sind eigentlich Megalithen oder Großsteingräber?

Das Wort Megalith entstammt dem Griechischen und setzt sich aus μέγας bzw. mégas (deutsch ‚groß‘) und λίθος bzw. líthos (deutsch ‚Stein‘) zusammen. Gemeint sind verschiedene, von den Menschen der Jungsteinzeit aus großen Steinen errichtete Kult- oder Grabstätten, ein weltweit verbreitetes Phänomen. Diese in unserer modernen Landschaft archaisch anmutenden Anlagen waren und sind Teil vergangener bzw. moderner Erinnerungskultur. Schon mit Beginn der Neuzeit weckten Megalithen zunehmend das allgemeine Interesse und behielten bis heute ihren prägenden Stellenwert. Mehrfach erfuhren Megalithen Umnutzungen, Umdeutungen und waren beliebte Objekte wissenschaftlicher Spekulationen.

Bereits um 5000 v. Chr. setzte die gesamteuropäische Tradition der beeindruckenden Megalithen ein. Sie tauchten in Europa erstmals in der Bretagne und auf der Iberischen Halbinsel auf. Schleswig-Holstein verfügt heute noch rund 400 denkmalgeschützte Megalithgräber. Die allermeisten der mehr als 5000 Jahre alten Grabanlagen dürften allerdings im späten 19. Jh. u. a. der Urbanisierung, Industrialisierung und dem Infrastrukturausbau zum Opfer gefallen sein. Ihre monumentalen Steine fanden im Haus-, Straßen- und Brückenbau Verwendung. Die Megalithgräber in Schleswig-Holstein gehören zur sogenannten Trichterbecherkultur, die als erste bäuerliche Kulturgruppe Nordeuropas angesehen wird. Nach neuen naturwissenschaftlichen Datierungen erbauten sie ihre Megalithen schwerpunktmäßig in der Zeit zwischen ca. 3650 und ca. 3100 v. Chr., also noch vor der Errichtung der ersten Pyramiden in Ägypten.

Die Europäische Straße der Megalithkultur

2013 wurde die „Europäische Straße der Megalithkultur“ als Kulturroute des Europarates anerkannt und seitdem führen die Mitglieder von Megalithic Routes diesen internationalen Tag der Megalithik durch. In Schleswig-Holstein ist bisher nur der Steinzeitpark Dithmarschen Mitglied im internationalen Verein „Megalithic Routes e. V.“, der sich europaweit für den Erhalt, die Pflege und die Vermittlung von Megalithen einsetzt. Vor diesem Hintergrund und dem Europäischen Kulturerbejahr 2018+1 unter dem Motto „Sharing Heritage“ starteten das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein und der Steinzeitpark Dithmarschen im September letzten Jahres ein gemeinsames Projekt zur Inwertsetzung der Europäischen Straße der Megalithkultur in Schleswig-Holstein. Somit kann 2019 auch in Schleswig-Holstein der Tag der Megalithik gebührend begangen werden.

Das diesjährige Motto des europäischen Tages der Megalithkultur lautet: „Freiwillige Arbeitsgruppen“. An diesem Tag bieten verschiedene, gemeinnützige Gruppen, Organisationen und Vereine Veranstaltungen und Aktionen an touristisch erschlossenen Megalithgräbern an. Damit sollen die sogenannten Großsteingräber deutlicher in das Bewusstsein von Besucherinnen und Besuchern rücken.

Der Tag der Megalithik wird im Projekt „Megalithic Routes in Schleswig-Holstein“ durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) im Kontext des Europäischen Kulturerbejahres 2018+1 unter dem Motto „Sharing Heritage“ gefördert.

Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/ALSH/Projekte/MegalithicRoutes/megalithicRoutes.html.

Heute sind alle bekannten und nicht bekannten Megalithen durch das Denkmalschutzgesetz vor Zerstörung geschützt. Doch um das archäologische Erbe langfristig zu erhalten, bedarf es auch immer der Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern. Großsteingräber wie der Denghoog auf Sylt, der Brutkamp in Dithmarschen, das rekonstruierte Megalithgrab von Karlsminde oder der Arnkiel-Park von Munkwolstrup werden durch ehrenamtliches und gemeinnütziges Engagement getragen, vermittelt und damit auch erhalten. Besuchen Sie Ihr Großsteingrab in Ihrer Nähe!

Wir laden alle Interessierten ein, am Sonntag, dem 28. April, den Tag der Megalithik an den verschiedenen Standorten im Land mit uns zu begehen!